Aktuelle Wirtschaftslage aus Sicht der IHK

Zukunft braucht Mut: Von „Business as usual“ zu „New Normal“

Was bleibt und worauf kommt es jetzt an?

Normalerweise gibt unser Aufsichtsratsvorsitzender und Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ulm, Dr. Peter Kulitz, sowohl im Rahmen unserer Vertreterversammlung als auch im jährlichen Geschäftsberichts einen ausführlichen Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr. Doch dann kam Corona und hob in kürzester Zeit "die Welt aus den Angeln". Unsere Vertreterversammlung musste verschoben werden und auch der Termin für das Erscheinen unseres Jahresberichtes. Aufgrund der aktuellen Präsenz der Thematik setzte sich Dr. Kulitz mit seinem Nachfolger im Amt des IHK-Präsidenten, Dr. Jan Stefan Roell zusammen. Beide tauschten sich zum derzeit so bewegenden Thema aus und fassten zusammen, worauf es in der "neuen Normalität" ankommen sollte. Hier ein kurzer Auszug aus ihrem "BusinessTalk", den Sie ab Ende August auch in unserem Jahresbericht nachlesen können.

Lage für viele existenzbedrohend


"Für viele Betriebe und Einzelhändler ist die Lage existenzbedrohend", so Dr. Roell. Dabei habe Corona nicht alle gleich heftig getroffen: "Da gibt es den Gastronomen oder den Friseur, die von einem auf den anderen Tag keine Einnahmen mehr hatten und nicht wussten, wie die nächste Ladenmiete zu zahlen sei. Und bei anderen, allerdings einem geringeren Teil, sind die Auftragsbücher voller denn je", erklärte er. "Nicht zu vergessen die vielen Start-ups, die oftmals aufgrund ihres jungen Daseins über keine hohen Liquiditätsreserven verfügen", ergänzte Dr. Kulitz. So sei es wichtig zu klären, ob und wie Staat und Banken noch gezielter helfen könnten.

BusinessTalk 2020

Mittelstand zeigt sich kämpferisch

"Seit Wochen lähmt die Pandemie die Wirtschaft weltweit. Jeder fünfte Mittelständler hat bereits Förderkredite beantragt und mehr als die Hälfte Kurzarbeit eingeführt", skizzierte Dr. Roell die Situation des regionalen Mittelstands und fuhr fort: "Die Angst vor Insolvenzen wächst und dabei sind die finalen Auswirkungen hier noch gar nicht abzusehen." Erfreulich sei es allerdings, dass sich der Mittelstand trotz des schwierigen Marktumfelds kämpferisch zeige und mehrheitlich nach alternativen Lösungen zur Umsatzsicherung suche. Diesen Kampfgeist und die Veränderungsbereitschaft – das vorausschauende Einstellen auf eine "neue Normalität" – ist seiner Meinung nach zwingend erforderlich, um sich den bevorstehenden Auswirkungen der tiefen Rezession von Weltwirtschaft und Welthandel stellen zu können.

Sein Amtsvorgänger forderte zudem ein Umdenken beim historisch so geächteten Begriff der Insolvenz: "Die durch Corona verursachten Insolvenzen basieren ja eben nicht auf einem ‚Misswirtschaften‘ der Unternehmer. Hier muss umgedacht und nach Mitteln und Wegen gesucht werden, um die betroffenen Unternehmer zu unterstützen."

Den Schub der Digitalisierung nutzen

Das Resümee beider Herren in Sachen Ansätze zur Krisenbewältigung: Ein antizyklisches Handeln und das Nutzen der Krise als Impuls, um notwendige Veränderungen voranzutreiben. Für Dr. Kulitz ist die Interaktion mit der eigenen Kundengruppe wichtig, um zu erkennen wo neue Produkte, Services oder Geschäftsmodelle gefordert sind. Dr. Roell ergänzte dies noch um die Relevanz der Digitalisierung: Für neun von zehn Unternehmen habe Digitalisierung einen ungebrochen hohen Stellenwert. Bei jedem dritten Unternehmen habe sich dies durch Corona noch verstärkt. Den Schub der Digitalisierung müsse die Wirtschaft hierzulande weiter nutzen, um die Krise zu bewältigen und auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein. "Bei der Schließung der digitalen Lücke haben wir in Deutschland teilweise noch großen Nachholbedarf", resümierte er. Gleicher Meinung ist auch Dr. Kulitz: Corona habe allen vor Augen geführt, wie wichtig die Entwicklung neuer Geschäftsfelder mit eigenständigen digitalen Produkten und Dienstleistungen sei.

Volksbank und IHK als Partner in der Krise

BusinessTalk 2020

"Hinfallen, aufstehen, weitermachen: Das lernen wir von klein auf. Und auch in unserer Region gibt es viele Beispiele dafür, wo sich Unternehmer in der schweren Zeit des Lockdowns aufgerappelt und mit Mut ihr Unternehmen neu aufgestellt haben – dabei mit viel Kreativität den ‚Stillstand‘ mit cleveren, schnellen sowie neuen Angeboten und Lösungen füllten", so der IHK Präsident. Sein Amtsvorgänger forderte darüber hinaus ein neues Verständnis von Solidarität: "Jetzt geht es darum, die Lasten gemeinsam zu tragen und die Folgen der Krise gemeinsam zu ertragen." Und da sind sich beide einig: "Hier stehen wir den Unternehmen zur Seite." Jeder auf seine Weise – mit zahlreichen Hilfs- und Unterstützungsangeboten.