Volksbank trotzt anhaltender Niedrigzinspolitik mit solidem Ergebnis

Volksbank Ulm-Biberach eG stellt vorläufige Zahlen des Geschäftsjahres 2019 vor

Zentrales Thema beim Bilanzpressegespräch der Volksbank Ulm-Biberach eG war erneut die Zinspolitik der EZB sowie deren signifikanten Auswirkungen auf Banken und Sparer. Zwar ist das genossenschaftliche Institut mit der Entwicklung des Geschäftsjahres 2019 zufrieden, beklagt aber dennoch den erneuten Zinsrückgang. Dieser wird nun auch Auswirkungen im (laufenden) Kundengeschäft zeigen.

Vorstand zeigt sich mit der Entwicklung des Geschäftsjahres 2019 zufrieden

Ulm, 29. Januar 2020. Die seit nunmehr sechs Jahren anhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet zunehmend Banken ebenso wie Sparer. Umso erfreulicher, dass die Volksbank Ulm-Biberach eG bei ihrem heutigen Bilanzpressegespräch erneut zufriedenstellende Ergebnisse in den wichtigsten Positionen zur Vermögens- und Ertragslage präsentieren konnte.

Starkes Kreditgeschäft: Kreditvolumen steigt um 5,3 Prozent
„Unsere Kunden investieren unverändert kräftig – ein gutes Zeichen“, freute sich Ralph P. Blankenberg, Vorstandssprecher der Volksbank Ulm-Biberach eG, über die intensive Nutzung des Kreditpotenzials. So konnte die Volksbank im Kreditgeschäft trotz hoher Tilgungsabflüsse wie in den vergangenen Geschäftsjahren erneut wieder hohe Nettozuwächse verzeichnen. Dabei nutzten alle Kundengruppen das niedrige Zinsniveau und die stabile Wirtschaftslage in der Region weiterhin für Investitionen. Das bilanzielle Kreditvolumen stieg um gut 104 Millionen Euro oder 5,3 Prozent und lag den vorläufigen Geschäftszahlen zufolge bei 2.049 Millionen Euro (1.945 Millionen Euro in 2018).

Kundeneinlagen – Liquidität und Sicherheit weiter im Trend
Im Einlagengeschäft hielt der Trend der Vorjahre zur kurzfristigen Geldanlage an. Insgesamt nahmen die Kundeneinlagen trotz des geschäftspolitisch notwendigen Abbaus von Großeinlagen mit Blick auf die negative EZB-Verzinsung und Umschichtungen in Wertpapieranlagen um 78 Millionen oder 3,6 Prozent auf 2.225 Millionen Euro zu. Die Kundenbestände in Wertpapieren und Fonds wuchsen um 21,6 Prozent auf 1.239 Millionen Euro. Vor dem Hintergrund des leider mittlerweile „treuen Begleiters EZB-Minuszins“ liegt genau hier eines der Felder für die genossenschaftliche Beratung, wenn es darum geht, die Kunden optimal zu beraten.

Erneut deutlicher Anstieg des Provisionsüberschusses
Mit dem deutlich gestiegenen Provisionsüberschuss, um 9,0 Prozent auf 25,6 Millionen Euro
(2018: 23,5 Millionen Euro), konnte der Rückgang des Zinsüberschusses in Höhe von 3,4 Prozent mehr als kompensiert werden, sodass der Gesamtertrag der Volksbank gehalten werden konnte. Ausschlaggebend für das gute Ergebnis im Provisionsgeschäft war der deutliche Anstieg im Wertpapier- und Immobilienvermittlungsgeschäft sowie gute Erfolge aus der Vermittlung von Finanzprodukten der genossenschaftlichen Verbundpartner. „Hier spielen die positive Börsenentwicklung wie auch die Tatsache eine große Rolle, dass unsere Kunden in Folge der herrschenden Zinsbedingungen unverändert in alternative Anlageformen wie Immobilien investieren“, erklärte der Vorstandssprecher. Das für die Bank als Kenngröße wichtige „betreute Kundengeschäftsvolumen“ aus bilanziellen und außerbilanziellen Krediten und Einlagen wuchs 2019 um 8,4 Prozent und liegt bei 6,5 Milliarden Euro (2018: 6,0 Milliarden Euro).

Verwaltungsaufwand – Kostenbewusstsein bewährt sich
Die Verwaltungsaufwendungen blieben nahezu konstant. Die Steigerung von 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr resultierte vornehmlich aus dem im Sachaufwand enthaltenen Kostenzuwachs für Digitalisierung & IT, Regulatorik und bewusst vorgezogene Investitionen. „Einerseits setzen wir konsequent auf das Kostenbewusstsein aller Mitarbeiter, das sich seit Jahren positiv auf unsere Profitabilität auswirkt“, erläuterte Blankenberg. „Auf der anderen Seite investieren wir ziel- und bedarfsgerecht, um unseren Mitgliedern und Kunden immer den hochwertigen Service ihrer Volksbank Ulm-Biberach eG bieten zu können.“ Die Cost Income Ratio, also das Verhältnis von Aufwand und Ertrag, liegt mit 67,3 Prozent im Plan und ist ein Beleg für das solide betriebswirtschaftliche Fundament und Ausdruck für die Effizienz ihrer Tätigkeit, der insgesamt 524 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.   

Auswirkungen des Negativzinses
Beim Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr waren wiederum die Auswirkungen der anhaltenden Negativzinspolitik der EZB das beherrschende Thema. „Der Refinanzierungsmarkt für Kreditinstitute hat sich stark verändert“, erklärte der Vorstand. „Banken können am Kapital- und Geldmarkt mittlerweile günstiger Kredite aufnehmen, als durch die Hereinnahme von Einlagen ihrer Kunden. Was uns als regionale Genossenschaftsbank, die sich fast ausschließlich über genau diese Kundeneinlagen refinanziert, besonders stark tangiert. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben und unser Haus vor den betriebswirtschaftlichen Risiken einer sich immer stärker abzeichnenden Einlagen-Überflutung zu schützen, müssen auch wir handeln“, fuhr er fort. So habe sich jetzt auch die Volksbank als Ultima Ratio für die Einführung eines Entgeltes zur Verwahrung hoher Guthaben im Privat- wie auch im Unternehmenskundengeschäft entschieden, sofern der Kunde anderweitige Geldanlagemöglichkeiten ablehnt – für Neukunden gültig ab dem 1. Februar 2020 und für Bestandskunden ab dem 1. Mai 2020.

Genossenschaftliche Beratung noch stärker im Fokus
Um die Zahlung eines sogenannten „Verwahrentgeltes“ von vornherein zu vermeiden, setzt die Volksbank jetzt noch stärker auf die genossenschaftliche Beratung, also auf individuelle Anlagevorschläge, die ein optimales Verhältnis zwischen Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit bieten. Zum Schutz ihrer Kunden vor der (generellen) Zahlung eines Verwahrentgelts, räumt die Bank zudem hohe Freibeträge ein: für Privatkunden 100.000 Euro auf einem Geldmarktkonto, einem Spar- oder einem Girokonto sowie 10.000 Euro pro Girokonto; für Unternehmenskunden 200.000 Euro auf einem Geldmarkt- oder einem Businesskonto sowie 10.000 Euro pro Businesskonto. „Damit werde das Entgelt, welches der Bank als Negativzins grundsätzlich von der EZB in Rechnung gestellt wird, nur für die Verwahrung großer Anlagesummen fällig. Dieses beträgt aktuell 0,5 Prozent pro Jahr auf die den Freibetrag übersteigende Summe und errechnet sich aus dem Quartalsdurchschnitt“, so Ralph P. Blankenberg. „Aktuell sind 97,7 % unserer Privatkunden davon nicht betroffen! Die rund 2,3 Prozent, die es betreffen würde, wurden informiert und zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um ihnen im Rahmen der genossenschaftlichen Beratung faire Alternativen anzubieten.“

In seinem Fazit stellte der Vorstandssprecher fest: „Erfolgreich zu wirtschaften ist für Kreditinstitute im aktuellen Zins- und Marktumfeld nicht einfach. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass wir unseren nachhaltigen Wachstumskurs fortsetzen und wiederum ein solides Ergebnis erzielen konnten. Für Euphorie war und bleibt aber auch in Zukunft in der Finanzwirtschaft kein Raum. Gleichwohl sehen wir uns für die Zukunft gut gerüstet – stabil, solide und breit aufgestellt.“ „Ein Ende der ultralockeren Geldpolitik lässt sich aber leider mit Blick auf die unverändert hohe Staatsverschuldung in Europa nicht absehen. Deshalb werden wir auch 2020 an unserer Strategie weiter festhalten: Wachstumschancen im Markt konsequent nutzen, Effizienzsteigerungen in den Kernprozessen vorantreiben und fortführen sowie den Ausbau der digitalen Vertriebswege forcieren“, erklärte Vorstandsmitglied Stefan Hell. Sein Kollege Alexander André Schulze lenkte schließlich noch den Blick auf das gesetzte Ziel, bis 2021 vollständig CO2-neutral zu werden. Den ersten Schritt hat die Volksbank bereits erfolgreich umgesetzt: Der gesamte CO2-Ausstoß des hauseigenen Fuhrparks wurde für das Jahr 2019 kompensiert und mit einer Investition in ein Klimaschutzprojekt „Vermiedene Abholzung in der Amazonas Region Madre de Dios, Peru“ ausgeglichen.