Die größte Genossenschaftsbank in der Region ist mit der Entwicklung des Geschäftsjahres 2020 durchaus zufrieden, jedoch stellt sich die Bank vor allem in den Jahren 2022/2023 durchaus auch auf Bremsspuren im Kundengeschäft ein.
Volksbank hält an guter Entwicklung fest
Volksbank Ulm-Biberach eG stellt vorläufige Zahlen des Geschäftsjahres 2020 vor
Ulm, 1. März 2021. Während in den vergangenen sieben Jahren vorrangig die anhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) Banken und Sparer belastete, so dominiert die Corona-Krise unsere Gesellschaft seit mittlerweile fast einem Jahr und stellt uns alle vor völlig neue Herausforderungen. Und so konnte auch die schon traditionelle alljährliche Bilanzpressekonferenz der Volksbank Ulm-Biberach eG in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden. Dennoch hat die Genossenschaftsbank diese Herausforderungen gut gemeistert und konnte in den wichtigsten Positionen zur Vermögens- und Ertragslage des vergangenen Geschäftsjahres gute Ergebnisse erzielen.
Kunden-Kredite wachsen um 114 Millionen Euro
Das bilanzielle Kreditvolumen stieg trotz unverändert hoher Tilgungsabflüsse den vorläufigen Geschäftszahlen zufolge auf insgesamt 2.165 Millionen Euro, einem satten Plus von rund 114 Millionen Euro. „Vor allem die Nachfrage nach Wohnbaudarlehen ist ungebrochen und erreichte im vergangenen Geschäftsjahr wiederum einen Spitzenwert“, erläutert Ralph P. Blankenberg, Vorstandssprecher der Volksbank Ulm-Biberach eG. „Doch auch bei den gewerblichen Darlehen verzeichnen wir einen deutlichen Nachfrageanstieg, was nur zu einem kleinen Teil auf Corona und die damit verbundenen Auswirkung auf die Liquidität der Unternehmen zurückzuführen ist“, fährt er fort.
Kundeneinlagen in etwa auf Vorjahresniveau
Wie in den vergangenen Jahren hielt mit Blick auf das Zinsniveau auch in 2020 der Trend zur kurzfristigen Geldanlage an. Insgesamt nahmen die Kundeneinlagen um 21 Millionen Euro leicht zu. Zu diesem eher moderaten Zuwachs beigetragen haben unter anderem der geschäftspolitisch geplante Abbau von Großeinlagen mit Blick auf die negative EZB-Verzinsung sowie Umschichtungen in Wertpapieranlagen. Die Kundenbestände in Fonds und Wertpapieren wuchsen wiederum auf jetzt 1.319 Millionen Euro.
Zinsüberschuss nahezu stabil / Provisionsüberschuss erneut gestiegen
„Durch ein starkes Neugeschäft ist es uns gelungen, den Zinsüberschuss zu stabilisieren und dabei den Abwärtstrend der letzten Jahre auszubremsen“, freut sich Blankenberg über die nahezu unveränderte Entwicklung dieser wichtigen Ertragszahl. So beträgt der vorläufige Zinsüberschuss für das vergangene Geschäftsjahr 50,5 Millionen Euro. Die Erträge im Kreditvermittlungs- und Versicherungsgeschäft bei Verbundpartnern sowie im Zahlungsverkehr lagen zwar unter dem Vorjahr, konnten aber durch die florierende Immobilienvermittlung, dem starken Zahlungsverkehr und das Wertpapiergeschäft ausgeglichen werden. Der Provisionsüberschuss erreichte dank dieser Kompensation einen Wert leicht über dem Vorjahresniveau. Das betreute Kundengeschäftsvolumen, bestehend aus bilanziellen und außerbilanziellen Krediten und Einlagen, wuchs 2020 erneut und liegt inzwischen bei 6,6 Milliarden Euro.
Investitionen in die Zukunft
Der Verwaltungsaufwand liegt mit 52,9 Millionen Euro etwas über dem Vorjahr, was laut Blankenberg vornehmlich an der Digitalisierung und weiteren IT-Optimierungen, gepaart mit Regulatorik und vorgezogenen Investitionen liegt. Aber auch die tarifbedingten Steigerungen der Personalkosten sind in dieser Entwicklung enthalten. Das Verhältnis von Aufwand und Ertrag (Cost-Income-Ratio) liegt mit 68,3 Prozent sogar besser als der Planwert und sei ein erneutes Spiegelbild eines gesunden Kostenbewusstseins sowie einer effizienten Geschäftstätigkeit der Genossenschaftsbank.
Überall und jederzeit für den Kunden erreichbar
Gerade wegen großem und nachhaltigem Kostenbewusstsein sind laut Volksbank hohe Investitionen in die Zukunft unerlässlich. Dabei ist dem regional verwurzelten Unternehmen vor allem eines wichtig: „Wir wollen überall und jederzeit für unsere Kunden da sein“, betont Vorstandsmitglied Stefan Hell. „Das Kundenverhalten hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, Flexibilität ist gewünscht und gefordert. Und Corona hat uns einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, den Kunden viele verschiedene Wege zu ihrer Bank zu ermöglichen.“ Neben einem umfangreichen digitalen Angebot per Online-Banking und der VR-BankingApp steht den Volksbankkunden auch das Kundendialogcenter (KDC) täglich von 8 bis 20 Uhr für zahlreiche Bankangelegenheiten telefonisch zur Seite. Dieses wurde im vergangenen Jahr weiter personell ausgebaut und auf zwei Standorte expandiert. Ab März 2021 gibt es eine weitere Neuerung: Mit der Einführung der Video-Beratung bietet die Bank ihren Kunden künftig die Möglichkeit, sich von zu Hause aus vom persönlichen Berater beraten zu lassen – und zwar Face-to-Face. „Das Internet ist mittlerweile eine der wichtigsten Filialen einer Bank“, betont Hell. Doch auch vor Ort ist die Genossenschaftsbank mit ihren insgesamt 28 Geschäftsstellen und elf SB-Stellen nach wie vor flächendeckend präsent. „Digitalisierung heißt für uns ein zusätzliches Angebot für unsere Kunden als Ergänzung zu unserer Vor-Ort-Präsenz“, erklärt die Bank die sogenannte Omnikanal-Strategie.
Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt
Auch wenn es derzeit zahlreiche Herausforderungen infolge der Pandemie zu meistern gilt, behält die Genossenschaftsbank ihre Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt weiter im Auge. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es enorm wichtig, Hilfe zu leisten, wo es nur möglich ist“, betont Vorstandsmitglied Alexander André Schulze. Daher hat die Bank auch im vergangenen Geschäftsjahr zahlreiche Einrichtungen in der Region mit insgesamt 640.000 Euro an Spenden und Sponsoring unterstützt. Und auch ihre ökologischen Ziele verfolgt die Bank weiterhin mit großem Engagement: Sogar ein Jahr früher als geplant schaffte sie es, das gesamte Unternehmen vollständig CO2-neutral zu stellen.
Covid-19 prägte 2020 und bestimmt auch zukünftig die Entwicklungen
Rückblickend auf das Geschäftsjahr 2020 ziehen die Vorstände folgendes Fazit: „Nachdem Corona-bedingte Maßnahmen zunehmend Einfluss auf das zweite und dritte Quartal hatten, konnten wir unser Geschäft im weiteren Jahresverlauf schnell wieder stabilisieren. Im Ergebnis stellt sich das Geschäftsjahr 2020, mit Blick auf die historischen Herausforderungen, schwäbisch ausgedrückt als sehr ordentlich dar“, so Blankenberg. „Dank des großartigen Einsatzes unserer 524 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnten wir unseren Kunden – im Privat-, vor allem aber auch im Unternehmenskundenbereich – schnell und kompetent bei der Bewältigung der Krise unterstützend zur Seite stehen“, ergänzt sein Kollege Stefan Hell. „Wichtig und erfreulich in der gegenwärtigen Situation ist es auch, dass wir bis dato keine nennenswerten Kreditausfälle zu verzeichnen haben. Gleichwohl rechnen wir damit, dass im aktuellen Geschäftsjahr der finanzielle Druck auf die Unternehmen deutlich zunimmt und die Entwicklung der Pandemie auch für unser Haus im Wirtschaftsjahr 2021 herausfordernd bleiben wird“, fügt Alexander André Schulze hinzu. Der Belastungstest stünde also noch bevor, denn je länger die Pandemie andauere, desto größer würden die wirtschaftlichen Folgen für bestimmte Branchen. Der derzeitige Stand sowie die damit verbundene Unsicherheit in der Bevölkerung und den Unternehmen ließen momentan keine verlässlichen Prognosen zu. Dennoch sehe sich die Volksbank aufgrund der erfolgreichen Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre gut gewappnet, gemeinsam mit den Mitgliedern und Kunden die laufenden, aber auch zukünftige Herausforderungen zu bewältigen. „Gemeinsam stark, um erfolgreich zu bleiben“ – so das Motto für 2021.
FAQs / Informationen zu weiteren aktuellen Themen:
Fusionen:
Die Volksbank Ulm-Biberach eG ist grundsätzlich offen für Fusionsgespräche mit anderen Genossenschaftsbanken, wobei sie selbst wirtschaftlich sehr gut aufgestellt ist und daher aus einer Position der Stärke agiert. Aktuell gibt es in diesem Zusammenhang keine endgültigen und damit kommunikationsfähigen Resultate.
Immobilien:
Der Immobilienmarkt im Geschäftsgebiet der Bank zeigt ein nahezu einheitliches Bild: Stadt und Land gleichen sich nachfrage- und preisseitig mehr und mehr an. Während in den Vorjahren die Preise für Eigenheime insbesondere in Ulm, aber auch in Biberach stark angezogen hatten, pendeln sie sich nun auf hohem Niveau ein – die Steigerungsraten der Vorjahre haben sich abgeschwächt. Auch in den ländlichen Gebieten, in denen die Bank vertreten ist, zeigt sich eine vermehrte Nachfrage nach Immobilien für die private Nutzung – mit einhergehender Preisentwicklung. Für 2021 rechnet die Bank mit einer weiterhin stabilen Nachfrage.
Filialbesuche, Nutzung von Online-Banking und Geldautomaten:
Die Digitalisierung, die deutschlandweit durch die Pandemie beschleunigt wurde, ist auch bei den Kontaktpunkten der Bank bemerkbar: Während die Online-Banking-Nutzung zulegte (+ rd. 3.000 Neuregistrierungen im Jahresvergleich) und mehr und mehr Telefonservices in Anspruch genommen werden (pro Monat durchschnittlich rund 2.500 Anrufe mehr), zeigen sich die Kunden zurückhaltend bei der Nutzung persönlicher Services am Bankschalter. Im vergangenen Jahr hatte die Bank die Servicezeiten ihrer Geschäftsstellen bereits auf das veränderte Kundenverhalten angepasst und sieht sich so gut aufgestellt für die Zukunft. Weitere Maßnahmen sind aktuell nicht in Planung; die Geschäftsstellen sind und bleiben trotz erneutem Lockdown geöffnet. Die Nutzung der Geldautomaten zeigt einen leicht rückläufigen Trend. Wenn der Automat genutzt wird, können sich die Kunden der Bank sicher fühlen, denn das sogenannte „Skimming“, die Manipulation von Geldautomaten zum Abfangen von Karten- und Zugangsdaten, ist deutlich rückläufig. An Beliebtheit dazu gewonnen hat in Ergänzung zur leicht rückläufigen Bargeldnachfrage das kontaktlose Bezahlen per Bankkarte – waren es in 2019 noch rund 40 Prozent der Bezahlvorgänge per girocard, die ohne Berührung durchgeführt wurden, hat sich die Quote inzwischen auf knapp 65 Prozent deutlich erhöht.
Nachhaltigkeit:
Das Thema Nachhaltigkeit wird bei der Volksbank Ulm-Biberach eG großgeschrieben, daher hat sie auch unabhängig von gesetzlichen Vorgaben bereits 2013 Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Strategie aufgenommen und in die tägliche Arbeit einfließen lassen. So wurden zum Beispiel "No-Gos" für die Kreditvergabe definiert und sich der WIN-Charta des Landes Baden-Württemberg angeschlossen. Zudem werden die Eigenanlagen der Bank sowie ihre Vermögensverwaltung durch eine der weltweit führenden Rating-Agenturen im nachhaltigen Anlagesegment, der ISS ESG, regelmäßig geprüft. Mit Blick auf die Environmental and Social Governance (ESG)-Richtlinien der Europäischen Union werden die Nachhaltigkeitskriterien aktuell weiter konkretisiert und ab März wie vorgeschrieben veröffentlicht. So kommt die Bank ihrer Offenlegungspflicht nach und geht den eingeschlagenen Weg der Nachhaltigkeit und Verantwortung weiter.